Risikomanagement im Spitzensport
Dominique Gisin, ehemalige Schweizer Skirennfahrerin und Olympiasiegerin in der Abfahrt, meisterte während ihrer Karriere steilste Pisten und höchste Risiken. Der Leistungspsychologe Dr. Christian Marcolli hat sie dabei unterstützt. Wir bei der SERV wagen uns zwar nicht den Hang hinunter, doch Parallelen gibt es viele: Täglich setzen wir uns mit verschiedenen Herausforderungen und Risiken auseinander. Zudem verbindet uns das Ziel, etwas zu erreichen – selbst wenn es schwierig erscheint.
Welche Gedanken gingen Ihnen jeweils im Starthäuschen vor einem Rennen durch den Kopf?
Dominique Gisin: Ich mochte es, wenn es gleich zu Beginn steil war und man so richtig Tempo aufnehmen konnte. Für eine Spitzensportlerin ist das ein Genuss und macht wahnsinnig Spass.
Welche Ihrer Eigenschaften hat Sie besonders unterstützt, es trotz Rückschlägen immer wieder zu versuchen?
Dominique Gisin: Skifahren macht mich glücklich. Wenn man für etwas eine solche Leidenschaft hat, lohnt es sich ein Risiko einzugehen. Gleichzeitig ist es aber auch äusserst wichtig, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Die richtigen Personen unterstützen und ermutigen einen immer wieder, über sich hinauszuwachsen.
Wie wandelt man etwas Negatives in etwas Positives um?
Dr. Christian Marcolli: Dahinter steckt viel Arbeit. Wir wünschen uns alle, dass wir möglichst schmerz- und problemfrei zum Erfolg kommen. Dies gelingt aber nicht allen. Wichtig ist es, den eigenen Weg zu akzeptieren – mit all seinen Kurven und Hindernissen.
Wo finde ich die Gemeinsamkeit bei der mentalen Unterstützung einer Spitzensportlerin und eines Unternehmens?
Dr. Christian Marcolli: Es beginnt immer mit einer Vision, selbst wenn diese zunächst nur entfernt realistisch erscheint. Sie gibt uns ein Ziel, auf das wir hinarbeiten können. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir mit einem Spitzensportler oder einer Führungspersönlichkeit in einem Unternehmen zusammenarbeiten. Wer Grosses erreichen will, braucht eine Vision, die «fast unmöglich» scheint. Doch allein die Vision reicht nicht aus: Es braucht auch die Kompetenz, den Willen und die Ausdauer, die Lücke zwischen Traum und Wirklichkeit zu schliessen. Nie aufzugeben, stetig besser zu werden und sich die nötige Expertise zu holen ist unerlässlich. Ebenso wichtig ist Belastbarkeit – die Fähigkeit, Rückschläge einzustecken, weiterzugehen und stets an die Vision zu glauben.
Welche Eigenschaft müssen wir in uns aufbauen, um ein besonderes Ziel zu erreichen?
Dr. Christian Marcolli: Eine gesunde Fearlessness zu haben ist notwendig.
Dominique Gisin: Die Balance finden zwischen Freiheit und Sicherheit.
Was im Spitzensport gilt, gilt auch für Unternehmen. Risiken bewusst eingehen, damit aus Herausforderungen neue Chancen werden.