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24.02.2025

Wie Schweizer KMU den Sprung in globale Grossprojekte schaffen

Internationale Chancen für Schweizer KMU

Carsten Böhler und sein Team sind Experten, wenn es um komplexe Projektfinanzierung und den Zugang zu internationalen Grossprojekten geht. Im Interview erläutert er, wie die SERV internationale Generalunternehmen mit Schweizer KMU zusammenbringt und wo die Herausforderungen liegen.

Herr Böhler, Sie leiten das Team «Projektfinanzierung und Infrastruktur» bei der SERV. Was heisst das?

Wir beraten, strukturieren und versichern komplexe Infrastrukturprojekte im Ausland. 

Gibt es Voraussetzungen für eine SERV-Versicherung? 

Die gibt es. Der Auftrag der SERV ist es, Arbeitsplätze in der Schweiz zu sichern und zu schaffen. Somit muss der Anteil der schweizerischen Wertschöpfung am Auftragswert mindestens 20 Prozent betragen.

Welche Grossprojekte stehen dabei im Fokus?

Wir schauen besonders auf den Infrastrukturbereich und auf jene Sektoren, in denen die Schweizer Exportwirtschaft entsprechend stark ist, wie zum Beispiel im Bereich Wasseraufbereitung oder im Mobilitäts- und Schienenverkehrssektor. Für solche Projekte beauftragen Käufer in der Regel Generalunternehmer – sogenannte EPCs, was für «Engineering, Procurement and Construction» steht.

Werden die Projekte von Schweizer Generalunternehmungen (EPCs) ausgeführt?

Leider haben wir in der Schweiz kaum noch EPCs, die im Ausland Infrastrukturprojekte umsetzen. Wenn die SERV ein Projekt im Ausland versichern soll, muss das EPC, oder eine Filiale des Unternehmens, in der Schweiz angesiedelt sein. Tatsächlich konnten wir durch unser Angebot in der Vergangenheit einige internationale EPCs davon überzeugen, sich in der Schweiz anzusiedeln. 

Warum gründet ein EPC in der teuren Schweiz eine Tochtergesellschaft?

Tatsächlich aus finanziellen Gründen. Um den Projektzuschlag zu bekommen, muss das EPC-Unternehmen oft eine günstige Finanzierung für den Käufer offerieren. Mit einer SERV-Versicherung ist das möglich. Die SERV profitiert vom AAA-Rating der Schweiz. Dank diesem Rating stuft der Kreditgeber das Risiko der SERV auf ein Minimum ein.

Wie funktioniert das in der Praxis?

Wenn die Bank dem Käufer einen Kredit gibt, prüft sie normalerweise die Bonität des Käufers. Die SERV kann diesen Kredit versichern, sodass das Risiko auf die SERV übergeht. Das AAA-Rating führt dazu, dass der Käufer günstigere Finanzierungskosten bekommt.

Und wie kommt das Schweizer KMU zu einem internationalen Auftrag?

Einerseits offeriert der Schweizer Markt attraktive Produkte für EPCs. Andererseits hat die Schweiz den ausgezeichneten Ruf, Projekte «on time» und «in budget» abzuschliessen. Und zusammen mit Schweizer Verbänden helfen wir dem EPC, die richtigen Unternehmen für das Projekt zu finden und stellen den Kontakt her. Das ist auch der Kern unserer Pathfinding-Strategie: Der bessere Zugang zu internationalen Grossprojekten für Schweizer KMU.

Ist das denn in dieser Konstellation ein sicherer Deal für den Schweizer Exporteur?

Absolut. Die SERV führt eine Due-Diligence-Prüfung des Projekts und des EPC durch, bei der wir unter anderem Kreditrisiken und die Einhaltung internationaler Standards prüfen. Und wir arbeiten mit internationalen Banken zusammen, die das Projekt auf Machbarkeit und Umsetzung geprüft haben. 

Welchen Tipp geben Sie Exporteuren mit auf den Weg, die neue Märkte erschliessen wollen? 

Seien Sie offen für Projektanfragen und neue Märkte mit internationalen EPCs. Verschliessen Sie sich nicht aus Unsicherheit und Unwissenheit vor internationalen Projekten. Es gibt Partner, die Ihnen zur Seite stehen. Ergreifen Sie Ihre Chance, wenn sie sich bietet.