Schweizer Expertise trifft auf internationale Infrastruktur
Innovative BOT-Struktur, Schweizer Beteiligung und mehrfach prämierte Finanzierungslösung vereint im Nakkaş–Başakşehir-Autobahnprojekt. Die SERV hat die Realisierung dieses Projektes mit einer Käuferkreditversicherung unterstützt.
Die Nakkaş–Başakşehir-Strecke ist die letzte von acht Bauabschnitten und damit ein strategisch wichtiges Teilstück der Nord-Marmara-Autobahn, die wichtige Industrie- und Logistikzentren im europäischen Teil Istanbuls verbindet. Das circa 31 Kilometer lange Autobahnsegment umfasst mehrere Tunnel, Viadukte, Anschlussstellen sowie eine markante, 860 Meter lange Schrägseilbrücke über das Sazlıdere-Tal. Ziel ist es, den Verkehr in Istanbul zu entlasten, Transitverkehre effizient umzuleiten und damit die Umwelt- sowie Lärmbelastung im städtischen Raum signifikant zu reduzieren.
Besonders hervorzuheben ist der innovative Ansatz im Bereich Nachhaltigkeit: Digitale Mautsysteme, LED-Strassenbeleuchtung sowie ein entlang der Strecke integriertes 2-MW-Solarkraftwerk leisten einen aktiven Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen. Die neue Autobahnstreckenführung und die erwähnten Zusatzmassnahmen können die Emissionsbelastung im Verkehrsnetz von Istanbul potenziell reduzieren.
Die SERV als Schlüsselfaktor für Schweizer Beteiligung
Die Sicherung der Projektfinanzierung für ein Strassenbauprojekt im Wert von EUR 1,5 Mrd. in einem Schwellenland wie der Türkei ist eine bemerkenswerte Leistung. Die Projektfinanzierung in Höhe von EUR 1,1 Mrd. mit einer Laufzeit von knapp 15 Jahren wurde von internationalen Finanzierungsinstitutionen und ECA-gedeckten Kreditgebern unterstützt. Die SERV spielte eine entscheidende Rolle bei der Versicherung eines erheblichen Teils der Projektfinanzierung und trug entscheidend dazu bei, Schweizer Exportleistungen abzusichern – allen voran jene der Heitkamp Construction Swiss. Der Schweizer Vertragswert betrug insgesamt EUR 31.7 Millionen und als Subunternehmen waren Schweizer Vertragspartner aus der Baubranche, aus der Energie- und Automatisierungstechnik und aus dem Bereich für Baumaschinen involviert.
Die SERV-Tranche wurde zudem durch die polnische Exportkreditversicherung KUKE rückversichert. Damit demonstriert die SERV erneut ihre zentrale Rolle bei der Absicherung von Grossprojekten im internationalen Infrastrukturbereich und bei der gezielten Förderung des Schweizer Exportsektors. Über die gesamte Laufzeit wurde das Projekt von einem Team der SERV aus den Bereichen Risikoanalyse, Nachhaltigkeit, Legal, Projektfinanzierung und Infrastrukturprojekte begleitet. Die Expertinnen und Experten sind sich einig: Die Begleitung des Autobahnprojektes war nicht nur herausfordernd, sondern vor allem äussert spannend und vielfältig.
«Eine besondere Herausforderung war das Stakeholder-Management mit Blick auf die komplexe und sich regelmässig verändernde Situation mit Sponsoren und die Vielfalt der Interessen der grossen Kreditgebergemeinschaft», stellt Vira Tsymbalyuk, Expertin für Projektfinanzierung und Infrastrukturprojekte bei der SERV, fest.
BOT-Modell – Infrastruktur privat realisieren
Das Nakkaş–Başakşehir-Projekt wurde im Rahmen eines BOT-Modells (Build–Operate–Transfer) entwickelt. Dabei übernehmen private Investoren den Bau, den Betrieb und die spätere Übergabe der Infrastruktur an den Staat. Dieses Modell ermöglicht es, umfangreiche Infrastrukturprojekte zu realisieren, ohne den Staatshaushalt unmittelbar zu belasten – eine gängige Struktur in Schwellenländern zur Mobilisierung privater Finanzierung für öffentliche Projekte.
Auszeichnungen und internationale Anerkennung
Das Projekt wurde bereits mehrfach prämiert, mit dem Project Finance International-Award 2024 für den PFI Global Infrastructure Deal of the Year – und dem TXF Export Finance Award für den Social Infrastructure Export Finance Deal of the Year.
«Diese Auszeichnungen unterstreichen nicht nur die Qualität und Innovationskraft der Projektstruktur, sondern auch die Bedeutung des internationalen Zusammenspiels von Finanzinstitutionen, Exportkreditagenturen und Industriepartnern», stellt Vira Tsymbalyuk abschliessend fest.
Mit dem Nakkaş–Başakşehir-Projekt konnte wieder einmal aufgezeigt werden, wie die Schweizer Exportwirtschaft gezielt mit Grossprojekten im Ausland verbunden werden kann – stabil, abgesichert und zukunftsorientiert.
